Tragischer Schiffsunfall in Budapest von 2019: Kapitän der Viking Sigyn droht lange Haftstrafe
26 Februar 2020
Presseerklärung Nautilus International 25.2.2020
Eine unabhängige Untersuchungskommission und einen fairen Prozess gewährleisten.
Am 13. 3. 2020 wird in Budapest die Vorverhandlung im Prozess gegen den ukrainischen Kapitän des Schweizer Hotelschiffs Viking Sigyn stattfinden, das im Mai vergangenen Jahres mit einem Tagesausflugschiffs auf der Donau in Budapest kollidierte. Zahlreiche koreanische Touristen und zwei ungarische Besatzungsmitglieder starben bei diesem tragischen Unglück. Nun soll der seit dem Unglück inhaftierte Kapitän bei Schuldeingeständnis 9 Jahre in Haft. Besteht er auf einer Verhandlung drohen bis zu 14 Jahren Haft. Das kommt einer Vorverurteilung gleich, noch ehe die Verhandlung begonnen hat. Damit ist klar, der Kapitän kann in Ungarn keinen fairen Prozess erwarten.
Diverse Beobachter des Falles beklagen zahlreiche Ungereimtheiten in der bisherigen juristischen und medialen Aufbereitung des Unglücks. Das Forum Inland Shipping (FIS), eine Expertengruppe aus der europäischen Binnenschifffahrt, sieht von Anbeginn der Untersuchung eine deutliche Vorverurteilung des ukrainischen Kapitäns, die auch dazu dient, unangenehme Fragen zu möglichen Versäumnissen von Unternehmen und Behörden zu unterdrücken. Gleich nach dem Unfall wurde etwa behauptet, der Kapitän sei zuvor bereits bei einem Unfall in Holland beteiligt gewesen. Dann hiess es, er hätte nach dem Unfall Handydaten gelöscht. Beide Behauptungen haben sich als unwahr erweisen. Außerdem ist bekannt, dass seit langem zu viele Schiffe auf der Donau in Budapest zugelassen werden, dies klar zulasten der Sicherheit. Darunter befinden sich auch viele veraltete und untaugliche Tagesausflugschiffe wie eben die Hablèany, die bei dem Unfall beteiligt war.
Das Forum Inland Shipping (FIS) weist in seiner Analyse der Versäumnisse in diesem Fall des Weiteren auf eine weitere Reihe von Ungereimtheiten hin, die nicht ausreichend untersucht wurden.
Eine unabhängige Expertenuntersuchung für Schiffsunfälle – wie dies zum Beispiel in der Schweiz üblich ist, wurde bislang nicht eingerichtet und auch die ursprüngliche Absicht, den Prozess aufgrund der internationalen Dimension in London zu führen, wurde nun zugunsten eines Prozesses in Ungarn fallen gelassen.
Wir, die Gewerkschaft Nautilus International Schweiz – Mitglied in der europäischen wie internationalen Transportarbeiterföderationen ETF und ITF – sowie verschiedene Kapitäne und Experten der Binnenschifffahrt fordern die ungarischen Behörden auf, eine unabhängige Untersuchungskommission einzurichten und den Prozess ausserhalb Ungarns stattfinden zu lassen. Die internationalen Behörden und die Politik wiederum werden aufgefordert, entsprechenden Einfluss auf die ungarischen Behörden auszuüben.
Im Anhang findet sich die umfangreiche Analyse des Forums Inland Shipping " HABLEÀNY versus VIKING SIGYN". Kontakt Peter Baumgartner FORUM INLAND SHIPPING (FIS) c/o Logistik-express E-Mail: ibbs@a1.net, Tel.: 0664 2634362
Für weitere Informationen von erfahrenen Donaukapitänen kontaktieren Sie Harald Ludwig and Peter Werner harald.ludwig@me.com; PeterA.Werner@a1.net
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